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Bericht vom Workcamp 2024 in Togo

Gepostet am 17. Oktober 2024

Das Echo von kräftigen Hammerschlägen hallt von der Hauswand zurück. Beim Näherkommen sieht man Europäer und Afrikaner gemeinsam beim Aufbau einer Dachkonstruktion für die Toiletten und Duschen der Straßenkinder. Das geschieht alles von Hand und mit Nägeln. Akkuschrauber mit Spaxschrauben gibt es noch nicht. Das einzige Hilfsmittel ist eine kleine Handkreissäge, die dauerhaft im Einsatz ist.

Doch fangen wir von vorne an. Für August haben sich 26 Teilnehmer zum Workcamp in Togo angemeldet, da sie ihren Urlaub sinnvoll gestalten wollten. Hier haben sie die Möglichkeit, bei dem Aufbau unseres Straßenkinderprojekts Petit Paradis tatkräftig mitzuhelfen. Und da ist für jeden etwas dabei, so wie zum Beispiel am Anfang geschildert, das Team um Zimmermann Timo aus der Nähe von Stuttgart, das leidenschaftlich Dächer baut. Schon im Vorfeld, bei einem Telefonat mit ihm, fragte ich ihn, was er gerne machen würde, als Antwort kam: Hauptsache was schaffä. (Auf Deutsch: Ihm ist es wichtig, etwas zu arbeiten.) 

Aber es sind nicht nur Schwaben, die arbeiten, sondern die Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich.

Ein bunt zusammengewürfelter Haufen, der in zwei Wochen sichtbare Veränderungen an unserem Projekt vollbringt. Es sind ja nicht nur die Dachbauer engagiert unterwegs, nein, auch das Anstrich-Team vollbringt fast Unvorstellbares unter der Leitung von unserem Bibelstudenten Arnold, der sich liebevoll immer als Arnold Schwarzenegger vorstellt, sodass man seinen Namen besser versteht und merken kann.

Dann war da noch die Häkelgruppe, etwas untypisch, aber sehr engagiert. Sie häkelten und häkelten und häkelten…. Daraus sind kleine Schmusetiere entstanden, die man beim Missionsfest gegen eine Spende erwerben kann. Ziel war es, Einheimische darin anzulernen, um die Stofftiere einmal in Togo als Unterstützung verkaufen zu können.

Es ist jetzt schon das dritte Workcamp, das wir in unserem Straßenkinderprojekt Petit Paradis in Togoville/Togo durchführen.

Aber warum heißt der Ort wie das Land? Togo-ville. Dazu müssen wir etwas in der Geschichte zurückschauen. In den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts waren die europäischen Staaten gierig nach Kolonien in Afrika und Asien. Es gab zwei Möglichkeiten, sich Kolonien anzueignen: Entweder eroberte man sie kriegerisch, oder man gaukelte den einheimischen Fürsten vor, dass sie eine Schutzmacht brauchten. Das Zweite hatte den Vorteil, dass dies mit relativ wenig Menschen und Material funktionierte, im Gegensatz zu einem Krieg, der beides in Massen brauchte.

Also einigte man sich in Europa darüber, wer welche Länder, vor allem in Afrika, annektieren sollte.

Der damalige Reichskanzler Otto von Bismarck ernannte Gustav Nachtigal 1884 zum Reichskommissar für Deutsch-Westafrika und beauftragte ihn, die vor kurzem durch hanseatische Kaufleute erworbenen Territorien und Handelsstützpunkte in Deutsche Kolonien zu überführen. Am 5. Juli 1884 errichtete Nachtigal die sogenannte deutsche Schutzherrschaft über das Gebiet von Togoland, nachdem er mit dem damaligen König Mlapa III. einen Schutzvertrag ausgehandelt hatte. Und dies geschah in Togoville, das somit der Namensgeber für die deutsche Kolonie „Togoland“ wurde, die bis zum Ersten Weltkrieg existierte. Noch heute ist der Name Nachtigal sehr bekannt in Togoville, z.B. ist ein Hotel nach ihm benannt.

Jetzt dürfen wir den Menschen in Togoville dienen und ihnen helfen.

Doch zurück zu unserem Workcampeinsatz: Es sollte ja nicht nur gearbeitet werden, sondern uns ist vor allem wichtig, dass Kontakte untereinander zu den Afrikanern entstehen. Aus diesen Kontakten und Beziehungen können wir lernen und Afrikaner ermutigen. Besonders schön war es zu sehen, wie offen unsere Straßenkinder auf die Workcampteilnehmer zugegangen sind. Bei den Streich- und Handwerkerarbeiten halfen sie voller Freude mit und konnten kreativ arbeiten. Auch bei den Dacharbeiten waren einige, vor allem die Jungs, eifrig am Werkeln. Gegen Ende übernahmen sie auch Sägearbeiten mit der Handkreissäge. Man konnte es in ihren Augen sehen, wie überglücklich sie sind, dass Besucher sie als Menschen annehmen und gemeinsam etwas gestalten. Das hatten sie vorher am Strand nicht erlebt.

Auch bei den Kinderstunden beteiligten sie sich voller Begeisterung und hörten aufmerksam den biblischen Botschaften zu.

Danach wurde dann noch gemeinsam Fußball gespielt. Abends berichteten dann noch unsere Pastoren von ihren Projekten. Pastor Modeste kam extra aus Burkina Faso, um von seiner Arbeit zu erzählen. Auch Pastor Francis aus Ghana mit seiner Frau Paulina und ihrem jüngsten Sohn Silas waren zu Besuch gekommen. Pastor Francis predigte am Sonntag in unserem großen Saal im Erdgeschoss unseres Gebäudes. An einem Abend erzählte er von der Gemeindeentwicklung in Nordghana und seiner Bibelschule in Tamale, wo im November die erste Abschlussfeier der ausgebildeten Pastoren sein wird.

Wer dann immer noch Power hatte, konnte morgens vor dem Frühstück mit Birgit eine Runde joggen gehen, am Pilates teilnehmen oder einfach im See schwimmen. So war für jeden etwas dabei, diese zwei Wochen intensiv zu gestalten und Afrika in seiner ursprünglichen Form zu erleben. Auch war es das erste Mal, dass wir nicht mehr im Zelt, sondern in Betten schliefen – und das mit einer Dusche und Toilette im Zimmer! Jeder, der mit uns schon mal unterwegs war, weiß, dass wir eigentlich immer etwas robust reisen, doch hier im Petit Paradis hat eine neue Zeit begonnen.

Das zeigte sich dann auch bei der Feedbackrunde am letzten Tag.

Alle, ohne Ausnahme, waren überwältigt von den Eindrücken, die sie die letzten zwei Wochen erlebt hatten. Für uns auch immer wieder eine Motivation, trotz mancher Schwierigkeiten diese Freizeiten in Afrika durchzuführen. Es freut uns sehr, wenn Afrikaner durch unseren Besuch spüren, wie sehr sie wertgeschätzt werden, die Teilnehmer motiviert nach Hause gehen und erfahren haben, dass sich jeder mit seinen Begabungen und Fähigkeiten in der Missionsarbeit einsetzen kann. 

Und natürlich ist es wunderbar zu sehen, was in diesen zwei Wochen auch ganz praktisch geleistet wurde. Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern für ihren leidenschaftlichen, liebevollen und arbeitsintensiven Einsatz und freuen uns jetzt schon auf unsere nächste Tour im Januar.

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